Du bist in London geboren und aufgewachsen. Wie hat die Stadt dein Schönheitsempfinden und deine Vision beeinflusst?

London ist chaotisch und akzeptiert Individualität, es ist eine so diverse und multikulturelle Stadt – man kann tragen, was man möchte. Die Geschwindigkeit des Alltags hat meine Arbeit auf jeden Fall beeinflusst; das Konzept der vielbeschäftigten Menschen.

Du hast dich von BIRKENSTOCKs orthopädischer Vergangenheit inspirieren lassen. Die Modebranche stempelt Funktionalität manchmal als Einschränkung für Designer ab. Würdest du sagen, dass das Funktionale stattdessen eine aufregende kreative Möglichkeit bietet?

Funktionalität ist aufregend und für Schuhe essenziell. Es geht darum, sie mit dem eigenen kreativen Ausdruck zu vereinen. Der Designprozess verläuft geradliniger, wenn es feststehende Parameter gibt, die man einbeziehen muss – so wird das Ganze natürlicher.

Bei deinen Ideen lag der Fokus auf der Kombination eines Schienbeinschoners mit Motocross-Schutzausrüstung. Wieso waren dir diese beiden entgegengesetzten Ideen so wichtig und wie hast du sie in dein Design integriert?

Ich mag es, verspielte mit ernsthafteren Elementen zu kombinieren. Für mich ist das Auskundschaften dieser Dualität ganz normal. Die Kombination hat etwas sehr Unsicheres an sich und drückt vielleicht auch aus, wie ich die Welt gerade sehe.

Deine Kreationen sind oft verspielt, manchmal wirken sie aber auch wunderbar verzerrt. Sind dir Humor und Verspieltheit bei deinen Designs wichtig?

Ja, definitiv, insbesondere im Bereich Menswear. Menswear braucht Verspieltheit und ich glaube, dass ich das mitbringe. Es geht um eine Balance aus Humor und Ernsthaftigkeit. Ich möchte nicht einfach nur ein Produkt herstellen; es geht mir darum, Männer zum Träumen zu ermutigen – darin liegt auch ein Funke Realitätsflucht. Und es geht um Einstellungen und Sinnlichkeit.

Bei deiner Arbeit spielt Männlichkeit eine zentrale Rolle (wie bei der von Walter Pfeiffer!). Welchen Einfluss kann Mode auf die Geschlechterkonzepte der Gesellschaft nehmen?

Ich habe mich so gefreut, als ich erfahren habe, dass wir mit Walter Pfeiffer zusammenarbeiten würden! Ich bin ein großer Fan von ihm. Mode hat großen Einfluss darauf, wie die Gesellschaft Geschlechter wahrnimmt. Ich möchte eine Identität aufbauen, die inklusiv und verspielt ist, die aber auch subtil und unerwartet und manchmal absurd sein kann. In meinen Augen hat Mode die Verantwortung, Geschlechterkonzepte auf irgendeine Weise anzufechten, ansonsten würde alles stillstehen.

Die Welt befindet sich in einem großen Umschwung. Was sollte die Mode- und Designwelt tun, um zu einer besseren Zukunft beizutragen?

Es ist wichtig, kleine, authentische Unternehmen zu unterstützen. Ich finde, junge Designer sollten sich bewusst machen, welchen Wert wir der Welt liefern können. Ob man sich für soziale oder umwelttechnische Änderungen einsetzt, nach Innovationen strebt oder kreative Risiken eingeht.

Was macht Central Saint Martins zu solch einer besonderen und prestigeträchtigen Institution in der Kreativbranche?

CSM zeichnet sich durch die uneingeschränkte Freiheit aus, die uns Studierenden in unseren Projekten gewährt wird. Auch wegen seines Angebots an anderen künstlerischen Bereichen wie Kunst, Schauspiel, Bühnenbild, 3D, Digital und Fotografie – und das alles unter einem Dach – ist es einzigartig.