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"Ich mag einfache Leute mit einfachen Problemen – wie Mord."

Mike Whalen

Mike Whalen

BIRKENSTORY #10 Mike Whalen - Strafverteidiger und Menschenfreund

Grauer Vollbart und langes Resthaar – stilvoll kombiniert mit Anzug, Krawatte und einem Paar Birkenstock. Zugegeben, Mike Whalens Erscheinung ist auffällig und erinnert eher an einen Waldschrat als an einen Rechtsanwalt. Wir haben den sympathischen Strafverteidiger besucht und erfahren, warum er auch vor höchsten Gerichten nur Birkenstock trägt. Und dass ihn Morde viel mehr interessieren als Scheidungen ...

Grauer Vollbart und langes Resthaar – stilvoll kombiniert mit Anzug, Krawatte und einem Paar Birkenstock. Zugegeben, Mike Whalens Erscheinung ist auffällig und erinnert eher an einen Waldschrat als an einen Rechtsanwalt. Wir haben den sympathischen Strafverteidiger besucht und erfahren, warum er auch vor höchsten Gerichten nur Birkenstock trägt. Und dass ihn Morde viel mehr interessieren als Scheidungen ...

Auch Geschworene sind nur Menschen

Mike Whalen arbeitet seit 20 Jahren als Strafverteidiger in Knoxville, Tennessee. Viele Klienten kennen den 57-jährigen nur wegen seiner Sandalen: Im Gerichtssaal wird er oft mit den Worten „Hey, der Anwalt mit den Jesuslatschen“ begrüßt. Und: mit seinem Outfit irritiert Mike auch gerne die Geschworenen, indem er sie fragt, ob es sie störe, dass der Verteidiger ein „alter Hippie“ sei. „Das lockert die Atmosphäre“, erklärt er lachend und ergänzt „…nur manchmal bekomme ich komische Seitenblicke von den Richtern.“

Aufgewachsen ist Mike in Memphis, Tennessee. Das einfache Leben und die Bürgerrechtsbewegung mit Martin Luther King, der hier ermordet wurde, prägten ihn – genauso wie die Ungerechtigkeit gegenüber Schwarzen Menschen: „Schwarze Menschen hatten hier immer die schlechtesten Jobs. Und bei 250 Schülern an meiner High-School gab es nur ein Dutzend Schwarze Schüler“, erinnert sich Mike Whalen.

Mike Whalen arbeitet seit 20 Jahren als Strafverteidiger in Knoxville, Tennessee. Viele Klienten kennen den 57-jährigen nur wegen seiner Sandalen: Im Gerichtssaal wird er oft mit den Worten „Hey, der Anwalt mit den Jesuslatschen“ begrüßt. Und: mit seinem Outfit irritiert Mike auch gerne die Geschworenen, indem er sie fragt, ob es sie störe, dass der Verteidiger ein „alter Hippie“ sei. „Das lockert die Atmosphäre“, erklärt er lachend und ergänzt „…nur manchmal bekomme ich komische Seitenblicke von den Richtern.“

Aufgewachsen ist Mike in Memphis, Tennessee. Das einfache Leben und die Bürgerrechtsbewegung mit Martin Luther King, der hier ermordet wurde, prägten ihn – genauso wie die Ungerechtigkeit gegenüber Schwarzen Menschen: „Schwarze Menschen hatten hier immer die schlechtesten Jobs. Und bei 250 Schülern an meiner High-School gab es nur ein Dutzend Schwarze Schüler“, erinnert sich Mike Whalen.

Vom Barkeeper zum Anwalt

Nach der Schule verdiente er sein Geld als Barkeeper, Wildwasser-Kanufahrer und professioneller Raftguide. In den 80er-Jahren ging er für einige Jahre nach Nicaragua. Dort lernte er spanisch, ließ sich Haare und Bart wachsen und erstand seine ersten Birkenstocks. Als er sein Jurastudium begann, war er bereits 34, seine Kommilitonen Anfang 20. „Ich war der alte Hippie in der Klasse“, erinnert sich Mike.

Nach der Schule verdiente er sein Geld als Barkeeper, Wildwasser-Kanufahrer und professioneller Raftguide. In den 80er-Jahren ging er für einige Jahre nach Nicaragua. Dort lernte er spanisch, ließ sich Haare und Bart wachsen und erstand seine ersten Birkenstocks. Als er sein Jurastudium begann, war er bereits 34, seine Kommilitonen Anfang 20. „Ich war der alte Hippie in der Klasse“, erinnert sich Mike.

Geld oder Tomaten

Als er schließlich vor gut 20 Jahren seine Kanzlei eröffnete, vertrat er vorwiegend spanisch-sprechende Klienten. Er engagierte sich häufig für benachteiligte Menschen und bewahrt sich diesen Idealismus bis heute. „Ich habe oft Klienten, die sich keinen Anwalt leisten können. Aber wenn sie eine gute Geschichte haben, vertrete ich sie“, erklärt er. Wie die acht Tomatenpflücker, die wegen Diebstahl verhaftet worden waren. Er konnte ihre Unschuld beweisen. Weil er kein Geld wollte, stellten sie ihm zwei Kisten mit Tomaten auf sein Autodach. „Tja, manchmal wirst du bezahlt, manchmal bekommst du Tomaten. Einmal hat mir ein Klient sogar einen Blumenkasten gemacht – der beste Weg, um zu bezahlen“, lacht Whalen.

Als er schließlich vor gut 20 Jahren seine Kanzlei eröffnete, vertrat er vorwiegend spanisch-sprechende Klienten. Er engagierte sich häufig für benachteiligte Menschen und bewahrt sich diesen Idealismus bis heute. „Ich habe oft Klienten, die sich keinen Anwalt leisten können. Aber wenn sie eine gute Geschichte haben, vertrete ich sie“, erklärt er. Wie die acht Tomatenpflücker, die wegen Diebstahl verhaftet worden waren. Er konnte ihre Unschuld beweisen. Weil er kein Geld wollte, stellten sie ihm zwei Kisten mit Tomaten auf sein Autodach. „Tja, manchmal wirst du bezahlt, manchmal bekommst du Tomaten. Einmal hat mir ein Klient sogar einen Blumenkasten gemacht – der beste Weg, um zu bezahlen“, lacht Whalen.

Mord ja, Scheidung nein

Mike mag einfache Menschen „…mit einfachen Problemen wie Mord“. Seine Erklärung klingt logisch: „Ich ziehe Fälle vor, bei denen der eine den anderen umbringt. Da weiß ich, dass jemand rational gehandelt hat. Bei Scheidungen hingegen geht die Vernunft immer zum Fenster raus!“ Nur ein einziges Mal übernahm er die Scheidung von Freunden - danach sprach keiner von beiden jemals wieder mit ihm. „Als ob ich die Ursache für ihre Trennung gewesen wäre“, sagt er schmunzelnd.

Mike mag einfache Menschen „…mit einfachen Problemen wie Mord“. Seine Erklärung klingt logisch: „Ich ziehe Fälle vor, bei denen der eine den anderen umbringt. Da weiß ich, dass jemand rational gehandelt hat. Bei Scheidungen hingegen geht die Vernunft immer zum Fenster raus!“ Nur ein einziges Mal übernahm er die Scheidung von Freunden - danach sprach keiner von beiden jemals wieder mit ihm. „Als ob ich die Ursache für ihre Trennung gewesen wäre“, sagt er schmunzelnd.

Komplimente von der Konkurrenz

In Knoxville gäbe es einen Anwalt, erzählt uns Mike, und dieser sei in den lokalen Medien sehr präsent und lege großen Wert auf gute Außenwirkung. Eines Tages kam dieser Anwalt auf Mike zu und lobte dessen ungewöhnliches Aussehen: Bart, langes Haar und Sandalen - offenbar Teil einer durchdachten, raffinierten Selbstdarstellungs-Strategie. Mikes lapidare Antwort: „Ja, ich bin so clever, dass ich diesen Look bereits 20 Jahre vor meinem Studium hatte. Alles war von langer Hand geplant...“

In Knoxville gäbe es einen Anwalt, erzählt uns Mike, und dieser sei in den lokalen Medien sehr präsent und lege großen Wert auf gute Außenwirkung. Eines Tages kam dieser Anwalt auf Mike zu und lobte dessen ungewöhnliches Aussehen: Bart, langes Haar und Sandalen - offenbar Teil einer durchdachten, raffinierten Selbstdarstellungs-Strategie. Mikes lapidare Antwort: „Ja, ich bin so clever, dass ich diesen Look bereits 20 Jahre vor meinem Studium hatte. Alles war von langer Hand geplant...“

Ausnahmen bestätigen die Regel

Ob beim Winterspaziergang, Motorradfahren oder Wandern: Mike Whalen trägt seit über 30 Jahren ausschließlich Birkenstock. Nur einmal, bei seiner allerersten Verhandlung vor dem Bundesgericht, machte er eine Ausnahme. Er wollte „ordentlich“ erscheinen, kaufte sich extra ein Paar Anzugsschuhe.

Die Verhandlung begann gut, alles lief nach Plan: der Vorsitzende, ein griesgrämiger, knallharter Bundesrichter, stimmte Mikes Anträgen in allen Punkten zu. Der Fall war so gut wie gewonnen. Aber dann, ganz plötzlich, teilte ihm der Richter mit, dass er dem Antrag der Gegenseite doch stattgeben würde. Mike könne ja Berufung einlegen. Mike Whalen verstand die Welt nicht mehr. In der Pause schmiss er sofort die neuen, schicken Schuhe in den Schrank und schlüpfte wieder in seine Birkenstocks. „Ich dachte, wenn er mir schon meinen Hintern versohlt, will ich mich dabei wenigstens wohlfühlen“, erzählt er lachend.

Dieser Haltung ist Mike treu geblieben. Seine Birkenstocks begleiten ihn seither bei allen Verhandlungen: auf Landes- und Bundesebene, in höchsten Instanzen am Berufungsgericht und auch vor dem Bundesgerichtshof. „Niemand hat jemals irgendetwas über meine Schuhe gesagt“, stellt Mike zufrieden fest.

Ob beim Winterspaziergang, Motorradfahren oder Wandern: Mike Whalen trägt seit über 30 Jahren ausschließlich Birkenstock. Nur einmal, bei seiner allerersten Verhandlung vor dem Bundesgericht, machte er eine Ausnahme. Er wollte „ordentlich“ erscheinen, kaufte sich extra ein Paar Anzugsschuhe.

Die Verhandlung begann gut, alles lief nach Plan: der Vorsitzende, ein griesgrämiger, knallharter Bundesrichter, stimmte Mikes Anträgen in allen Punkten zu. Der Fall war so gut wie gewonnen. Aber dann, ganz plötzlich, teilte ihm der Richter mit, dass er dem Antrag der Gegenseite doch stattgeben würde. Mike könne ja Berufung einlegen. Mike Whalen verstand die Welt nicht mehr. In der Pause schmiss er sofort die neuen, schicken Schuhe in den Schrank und schlüpfte wieder in seine Birkenstocks. „Ich dachte, wenn er mir schon meinen Hintern versohlt, will ich mich dabei wenigstens wohlfühlen“, erzählt er lachend.

Dieser Haltung ist Mike treu geblieben. Seine Birkenstocks begleiten ihn seither bei allen Verhandlungen: auf Landes- und Bundesebene, in höchsten Instanzen am Berufungsgericht und auch vor dem Bundesgerichtshof. „Niemand hat jemals irgendetwas über meine Schuhe gesagt“, stellt Mike zufrieden fest.

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